Die Wucht der Musik und die Eindrücklichkeit von Bildern berührten und begeisterten das Publikum. Für die Mitwirkenden waren die Zeit der Einstudierung und die Aufführung eine außergewöhnliche Herausforderung. Der Erfolg belohnte ihre Arbeit.

Zwei Jahre ist es her, dass das Einstudieren von John Rutters „Magnificat“ der Chorarbeit unter Frau Pünder einen neuen Impuls gab. Der große Erfolg der damaligen Aufführung eines modernen Chorstücks mag Frau Pünder in ihrem Entschluss bestärkt haben, einen weiteren zeitgenössischen Komponisten zu wählen, der für Musik- und Bildinstallation in besonderer Weise geeignet ist: Karl Jenkins mit seinem Werk „The Armed Man – A Mass For Peace“.

Uns erwartete ein spannungsreiches Chorwerk; denn das Jenkins-Stück ist Musik über Gewalt und für den Frieden, vereint religiöse Texte, berücksichtigt Kriegserfahrungen unterschiedlicher Kulturen, vertont eindrücklich Friedensvisionen und integriert sogar den Gesang eines muslimischen Imams.

Radiobeitrag zum Konzert “Karl Jenkins – The Armed Man” auf NDR1 Mecklenburg-Vorpommern:

 

Nach den Sommerferien 2012 begann die Probenarbeit mit motivierten Schülerinnen und Schülern der Oberstufe und dem etablierten Kern aus Ehemaligen, Lehrerinnen und Lehrern. Der besondere Charakter des Stückes mit seiner Aussage zum Krieg und seiner Überwindung sollte alle Beteiligten herausfordern, sich mit ihren individuellen Kriegs- und Gewalterfahrungen und Assoziationen in die die Musik begleitenden Bilder einzubringen. Dieses „Material“ hat im Laufe der monatelangen Probenarbeit Alexander Schmidt (ehemaliger Schüler und z.Zt. Student im Medienmanagement) gesichtet und zusammen mit Chormitgliedern für die endgültige Aufführung dramaturgisch in Bildmeditationen und Filmsequenzen umgesetzt.

Am 3. Advent im „Michel“ und in einem Gottesdienst im Februar in St. Elisabeth gab es schon Kostproben unserer Arbeit. Da das Werk auch Teile der lateinischen Messe enthält, eigneten sich Kyrie, Sanctus und Agnus Dei für diese ersten Einblicke. Den letzten Schliff aber erhielt die Einstudierung auf dem Chorwochenende vom 19. bis 21.04. im Sunderhof bei Hittfeld. Mit dieser Tagungsstätte hatten wir das große Los gezogen. Der Sunderhof hat ideale Probenräume, eine vorzügliche Küche, das Gelände ringsum fördert die Entspannung und Erholung nach intensivem Üben, der Heimleiter ist großzügig und kooperativ. Wen wundert es, dass wir uns alle in unserer Chorgemeinschaft wohlfühlten, was man nicht zuletzt bei der abendlichen Freizeit mit Kegeln, Klönen und Singen merken konnte. Guido Nowak, Diakon und jahrzehntelanger Chorsänger, gestaltete für den Chor eine sonntägliche Andacht, die unseren religiösen Zugang zum Werk von Jenkins vertiefte. Am letzten Tag erlebten wir zum ersten Mal den vollen Klang des Stückes, weil das Musiker-Ensemble zur Vor-Generalprobe eintraf. Auch gab es Einblicke in die begleitenden Video-Einspielungen. Wir bekamen eine Vorahnung von der Wucht dieses Werkes!

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Die Generalprobe verlief, wie es sein muss: Sie zeigte die Tücken und Gefahrenstellen des Stückes, aber Frau Pünder blieb ruhig und verbreitete Zuversicht, was dem nächsten Tag zu gutekam: Die Aufführung am 25. April wurde ein großer Erfolg! Die Kirche – Sankt Sophien – war trotz Werktag und ohne Kartenverkauf bis auf den letzten Platz besetzt. Das setzte eine ungeheure Motivation frei, die bei allen Beteiligten bis zum Schluss anhielt.

Zu Beginn des Konzertes führte Pater Breulmann, der Leiter der Katholischen Akademie Hamburgs, spirituell und kulturgeschichtlich in die Thematik ein. Wirkungsvoll arrangierte Alexander Schmidt im Laufe des Abends das Zusammenspiel der „Live“-Musik mit den Videoimpulsen und den dynamischen Lichteffekten. Die Instrumentalisten des Projektorchesters – sie stammten aus dem Kreise der Schüler, Eltern und Freunde der Schule – realisierten die Partitur mit gewaltiger und zugleich sensibler Musikalität. Eindrücklich und stimmkräftig trug der Imam der türkisch-islamischen Gemeinde aus Bergedorf den von Jenkins vorgesehenen muslimischen Gebetsruf und auf eigenen Wunsch noch eine Sure aus dem Koran vor. Die Aufführung löste schließlich beim Publikum begeisterten Applaus aus und entließ viele – wie man hörte – beeindruckt und betroffen.

Schon wenige Tage später erfuhren wir, dass der Chor erneut – wie vor zwei Jahren – diese Einstudierung in Plau am See in Mecklenburg zu Gehör bringen darf. Es ist für einen Chor immer besonders motivierend, wenn sich eine so lange Probenarbeit nicht in einer einzigen Aufführung erschöpft.
Unser Chor dankt Frau Pünder sehr herzlich für ihr Motivieren in jeder Probe, für ihre stets gute Laune und für die Zuversicht, mit der sie uns auf das Konzert vorbereitete.

Eva-Maria Neumann,Veronika Pünder